Es glänzte wenig, bis auf die Goldkante rund um die Hertha-Fahne an diesem Samstag vor und nach dem Anpfiff um 18 Uhr im Berliner Olympiastadion. Aber letztendlich war allen klar, dass der Testkick zum Jubliäum „125 Jahre Hertha BSC“ am 29. Juli 2017 auch der Orientierung dient, wie sich das aktuelle Team schlägt.
Der Gegner war mit dem Liverpool FC auch durchaus von würdigem Kaliber, feierte er doch ebenfalls sein 125-jähriges Bestehen und hat mehr als nur internationales Format. Die Saison startet für die Engländer schon früher und somit waren die Jungs von Jürgen Klopp schon etwas weiter.
Vor dem Spiel öffneten sich um 12 Uhr 30 die Tore zum Olympiastadion und viele kamen, um sich den Jubiläums-Schal zu besorgen und aber auch um der Musik zu lauschen oder schlicht bei Bierchen und Bulette dem Bühnenprogramm mit unter anderem Arne Friedrich als Interviewpartner und Kerstin Ott („Die immer lacht“). Gegen 16 Uhr verlagerte sich das Geschehen von den Open Air-Ausstellungen, zahlreichen Spielmöglichkeiten und Fotomotiven rund um das Berliner Olympiastadion hinein ins weite Rund.
Dort fanden sich dann knappe 55.000 Zuschauer ein, um dem Treiben auf dem grünen Rasen zu folgen – Jürgen Klopp wird später davon sprechen, dass das Event durchaus ein ausverkauftes Stadion verdient hätte. Ist aber halt auch Vorbereitung, Ferien in Berlin und zudem gab es noch eine Parallelveranstaltung auf Seiten der Ostkurve. So gesehen hatte das Ganze die angemessene Breite im Publikum, um einen würdigen Rahmen zu bilden.
Denn es war jetzt auch keine Mega-Fete oder die ultimative Feier zu 125 Jahren Hertha BSC, die eventuell einige erwartet hatten. Es war mehr ein gemütliches Beisammensein anlässlich eines Testspiels gegen ambitionierte Gegner. Dass die nicht zum Geschenke verteilen gekommen waren, zeigte sich schon in der ersten Halbzeit.
Pal Dardai hatte seine bestmögliche Startelf aufgeboten: Mit Rune Jarstein im Tor, Skjelbred, Rekik, Darida, Kalou, Duda, Leckie, Ibisevic, Plattenhardt, Weiser und Lustenberger hatte er eine Mischung aus altbewährtem und neuen Impulsen auf den Rasen geschickt. Aber die Qualität der „Reds“ verhindete oft offensive Aktionen, die blau-weißen versickerten im Mittelfeld oder ließen sich in die eigene Hälfte drängen. So war dann auch der 3:0-Auswärtssieg Zeichen der Klasse von Liverpool und auch ein bisschen Merkmal auf Berliner Seite, dass man lange nicht bei 100% ist und noch weiter seinen Weg sucht.
Insgesamt war es keine bombastischen Feier-Orgie, die man als Hertha-Fan sah. Die Zuschauer, darunter Jürgen Klinsmann, Otto Rehhagel und viele weitere Prominente, genossen das schöne Wetter und den Live-Gesang von Frank Zander, gingen alles andere als „Nur nach Hause“ und verbrachten einen netten Fußball-Nachmittag in familiärer Atmosphäre. Die alte Dame ist mit ihren 125 Jahren auch nicht mehr so feierwütig, tut dies aber weiterhin verteilt auf diverse Lokalitäten und in kleinen Dosen. Altersgerecht eben.
Quelle: 125 Jahre – Hertha BSC gegen Liverpool – YouTube