So. Nov 10th, 2024

Normal spielt man als Gastgeber, der grad ein Auswärtsspiel in Leverkusen mit 2:0 gewonnen hat, Vollgas Richtung Abstiegskandidat Mainz 05. Wir haben die ersten Minuten den Ball wieder mal in der eigenen Hälfte zirkulieren lassen und überhaupt keinen Druck aufgebaut. So stärkt man den Gegner und lässt ihn mutiger werden. Keine Entwicklung sichtbar, null Spielidee oder jemand auf dem Platz, der das Heft des Handelns in die Hand nimmt. Einfach nur furchtbar und zum Fans vergraulen.

Das umschreibt in wenigen Sätzen das Geschehen auf dem Platz des Olympiastadions, welches sich im Heimspiel von Hertha BSC gegen Mainz 05 zugetragen hatte. Dabei las sich die optimistische Vorfreude so: In der Tabelle hat sich Hertha BSC von der Position her wieder verbessert, steht jetzt mit 30 Punkten auf dem 11. Platz und kann den Blick wieder nach oben richten. In die andere Richtung blicken müssen die Mainzer, die nach einer Serie schwerer Spiele auch gegen Bayern und in Leverkusen nun auf einem Relegationsplatz mit 20 Punkten stehen und dringend Erfolge benötigen. Der Vorteil für Hertha ist, dass praktisch keine Personalprobleme vorliegen – dagegen bangt der FSV Mainz um seinen Stamm-Torhüter René Adler, der wieder mit Adduktorenproblemen auszufallen droht und außerdem müssen die Gäste in der Hauptstadt wegen seiner 5. Gelben Karte auf Abdou Diallo verzichten. Quelle: Wettpoint Vorschau Bundesliga

Von alldem war positiv wie negativ auf die einzelnen Teams bezogen überhaupt nichts zu sehen, Hertha krampfte sich wie so oft in den scheinbar zur Belastung gewordenen Heimspielen von Pass zu Pass. Ohne Erfolg und Esprit – so gewinnt man keine neuen Fans und auch keine Spiele. Man muss wohl konstatieren, dass ein gewisses fußballerisches Mittelmaß eben auch nur für ads tabellarische Mittelfeld reicht. Vielleicht ist das auch gewollt oder ungewollt so beabsichtigt, um in der nächsten Saison nicht international spielen zu müssen.

Die Gründe für die wankelmütigen Auftritte sind vielschichtig und teils schwer erklärlich, als Fan darf man aber zumindest 100% Einsatz und Kampfbereitschaft erwarten. Die schweren Beine einiger Protagonisten im blau-weißen Trikot sollten aber aufhorchen lassen, sowohl bei der Trainingsmethodik als auch in der medizinischen Abteilung und den Vertragsmodalitäten. Hertha BSC braucht dringend eine andere Mentalität auf dem Platz, sonst frisst sich die Leere im weiten Rund der olympischen Schüssel hinein in die Spielerköpfe.

„Der Gegner hat genau das gemacht, was wir machen wollten“, analysierte Dardai im kicker und hier muss man aber auch sagen, dass das Berliner Spiel seit Monaten komplett ausrechenbar ist und die Gegner genau wissen, was sie hier erwartet. Die Ecken und Freistöße sind wenig inspiriert und zeigen wohl auch eine Lücke, die mit vielen Varianten im Training gefüllt werden will. Auch die Angriffe kann man  oft im Keim ersticken, wenn man die Außenpositionen gut deckt und innen ist eh selten jemand anspielbereit. Nur im Solo nach vorne sprinten, um dann gefoult oder auch nicht liegen zu bleiben, reicht zum Glück nicht mehr, um in der Bundesliga erfolgreich zu sein. Und dabei hatte Mainz sogar noch einige Chancen mehr in der ersten Halbzeit, wie auch die Berliner Morgenpost berichtet: „Emil Berggreen (14.), Quaison (22.) und Stefan Bell (29.) hätten Mainz schon früher in Führung bringen können. Hertha ließ ungewöhnlich viele Großchancen in der ersten halben Stunde zu. Vor allem bei hohen Bällen hatte die Abwehrreihe arge Probleme„.

Das alles schlägt natürlich auch auf die Stimmung, die im „Oly“ eh schon immer recht schwierig zu bekommen und erst Recht zu halten ist. Die Ostkurve gibt ja oft alles und mehr als das Team zurückgibt, aber irgendwann ist da auch mal die Geduld am Ende und der manchmal monotone Fangesang weicht ehrlichen Unmutsäußerungen von den Rängen. Immerhin nimmt man manchmal auch einiges an Geld, Zeit und Mühen auf sich, um das Gekicke der Hauptstadtfußballer zu sehen und bekommt dann die immer gleiche langweilige Spielweise hintenrum zum Torwart, dann wieder ein paar Meter nach vorne und zurück geboten. das ist zu wenig und für diese Art von Fußball braucht man auch künftig kein neues Stadion – da reicht dann, wenn man alles so macht wie immer im gleichen Stadion wie immer mit der gleichen Methodik wie immer. Gähn.

Natürlich gönnt man Hertha mehr Erfolg und es ist schade, dass sich Ibisevic in diesem Spiel die Nase gebrochen hat – aber das sind alles nur kleine Mosaiksteine und ein gestandenes Team wirft so etwas nicht zurück. Aber von den Ärmelhochkremplern gibt es zu wenige und daher muss man scheinbar mit dem zufrieden sein, was da ist und so manches Male haben die Hertha-Jungs uns ja auch verzückt und dafür ist man auch dankbar. Es darf aber nicht Blindmachen und vor den großen Defiziten die Augen verschließen, dass sich viele Dinge gerade in den Heimspielen langatmig eingeschliffen haben.

Hier ist nicht nur das Spiel gemeint, sondern positiv sicherlich die Hertha-Hymne von Frank Zander, der ausgerechnet an diesem Freitag mal wieder im Stadion war, wie der Tagesspiegel schreibt. Negativ aber schleppt man sich durch irgendwelche Gewinnspiele und passend zum Dunkelgrau dieses Abends fehlte hier jegliche gute Stimmung mit etwas Musik oder Lustigem für Fans und Familien im Stadion. Man stampft oft lieblos das Programm runter mit dem Fanartikel des Monats und anderen Dingen, die man von der Liste nach Ansage abhaken kann. Etwas mehr Frische und Einfallsreichtum wäre also Hertha BSC beim Pausenprogramm und auch bei der Gewinnung neuer Fans zu wünschen, damit es nicht nur auf dem fast grünen Rasen wieder von der Entwicklung her nach oben geht.

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