Was für ein wundervoller Fußballabend! So muss er wohl im Buche stehen, wenn man nach einer Beschreibung suchen würde: Zur blauen Stunde finden sich die Fans beider Teams im großen Fußball-Tempel ein.
Im herrlichen Berliner Olympiastadion also und schon vor dem Duell an diesem lauen September zwischen Hertha BSC und dem FC Bayern München steht fest, dass das Stadion ausverkauft ist.
So also gab es beste Bedingungen in Berlin, der blau-weißen Ostkurve standen oder saßen die vielen teils lustig-bekleideten rot-weißen Fans der Bajuwaren gegenüber. Aber man kennt sie ja aus den Oktoberfestzelten dieser Tage, etwas laut und urig – mit Dolmetscher oder genauso viel Bier klappt es aber auch mit der Konservation. Die war aber schon zu Beginn und dem Einbrechen der Dunkelheit nicht mehr möglich, als sich beide Mannschaften zum Warmmachen auf dem hell erleuchteten Grün einfanden und auch die Anspannung stieg.
Robben, Ribéry, Nationaltorhüter Manuel Neuer oder Sandro Wagner – jeder dieser Namen erzeugt Emotionen, seien es positive oder negative. Das macht dieses Spiel zu einem besonderen, wenn Hertha jetzt auch noch nach einem guten Saisonstart vielleicht eine Minimalchance hat und dadurch auch noch mehr Fans ins Stadion lockt. Jedenfalls war es ausverkauft und das merkte man auch an allen Ecken und Enden. Lange Schlangen überall und wenig Spielraum auf den Rängen.
Sei es Hertha gegönnt und so nimmt man auch in Kauf, dass sich viele Bayern-Fans zwischen die Herthaner gemischt haben. Moderne Völkerverständigung. Ein wahrer Höhepunkt war aber diesmal schon vor Beginn der Partie zu sehen, als sich das Olympiastadion zu Beginn der Fußballnacht in eine knallblaue Lightshow verwandelte und selbst mich damit überraschen konnte. Kompliment.
Für das Feuerwerk waren trotzdem immer noch die Protagonisten auf dem Platz verantwortlich und so wartete man mal ab, wie sich die Bayern nach dem 1:1 in der Allianz Arena gegen Augsburg und Hertha nach der 1:3-Niederlage in Bremen unter der Woche präsentierten. Das Geschehen verlagerte sich zwar oft in die blau-weiße Hälfte, doch die Hausherren spielten erfrischend auf und wenn mal ein Angriff auf das Tor von Rune Jarstein-Ersatz Thomas Kraft kam, versickerte der innerhalb der vielbeinigen Hertha-Abwehr oder in den Händen des Torwarts.
Dann gab es ein Raunen im weiten Rund des Olymp, als Salomon Kalou von Boateng im Strafraum gefoult wurde und der Vollstrecker Vedad Ibisevic zur Tat schritt. Er ballerte das Ding in die Maschen unter dem frenetischem Jubel der Ostkurve, die sich auch an diesem besonderen Abend viel Mühe gab. Das hatten sich viele nicht in ihren kühnsten Träumen zu hoffen gewagt, dass die „olle Hertha“ auch noch gegen den Stern des Südens in Führung gehen würde.
In der Folge stürmten die Bayern zwar kollektiv immer mal wieder Richtung Marathontor, aber mal kamen die Pässe nicht an oder ein Hertha-Spieler war schneller. Es wuchs das Gefühl, dass vielleicht doch etwas gehen könnte heute – zumal der spieltägliche Elfer gegen Hertha diesmal einer für die Jungs von Pal Dardai war und sich das Schicksal von seiner gutmütigen Seite zeigte. Am besten ist natürlich, wenn man noch ein zweites nachlegen könnte so vor der Halbzeit….
…..dachte ich so und eventuell schwirrte irgendwo eine Sternschnuppe vom Himmel herunter, gleich neben den anderen Sternen des Südens, die heute ein Stück näher an Planeten Erde kamen. Also ging mein Wunsch in Erfüllung und Ondrej Duda bekam einen Pass von Lazaro wieder zurück, knallte ihn in der Folge ins Netz des überraschten Manuel Neuer und schon stand da ein „2:0“ an der Anzeigetafel des Olympiastadions. Ein herrliches Gefühl, mit zwei Toren Differenz in Führung liegend zur Pause ein bisschen zu entspannen und sich wirklich auf die zweite Halbzeit zu freuen.
Die erwartete Reaktion der Bayern-Stars blieb aber aus und man fragte sich, wie stark eigentlich Hertha BSC noch werden kann, wenn man mal auch das 4:2 gegen Gladbach von vor einer Woche mit dazu nimmt. Da kann sich eine unheimliche Dynamik entwickeln und wenn man auf dieser Welle weitersurft, dann ist in dieser Bundesliga-Saison 2018/19 noch vieles möglich. Achja, im Grunde genommen ohne viel Aufregung schaffte es die Hertha, das 2:0 über die Runden zu bringen und so für großen Jubel an diesem denkwürdigen Freitagabend zu sorgen.
Das war schon nahe dran an einem begeisternden Fußballabend, der die Fans vielleicht auch mal zu dem einen oder anderen Spiel treibt, auch wenn der Gegner nicht FC Bayern München heißt. Jedenfalls war wohl auch die Konkurrenz aus Dortmund dankbar und hat der Hertha die Daumen gedrückt, so hat der BVB nämlich am Samstag in Leverkusen in einem furiosen Spiel nach einem 0:2-Rückstand mit dem 4:2 das Spiel noch gedreht und somit die Tabellenspitze erobert.